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Willkommensklassen

Seit Januar 2013 wird eine Willkommensklasse, also eine Lerngruppe für Neuzugänge ohne deutsche Sprachkenntnisse, an der Hugo-Gaudig-Schule unterrichtet.

Derzeit besuchen die Schüler 1-1,5 Jahre die Willkommensklasse, um ein Sprach- und Kompetenzniveau zu erwerben, das ihnen ein selbstständiges Weiterlernen in einer Regelklasse ermöglicht. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist es, den Schülern Lernstrategien zu vermitteln, welche es ihnen für die weitere Lernarbeit erlauben, auch ohne oder mit geringer Unterstützung Aufgaben zu bewältigen.

In einer Willkommensklasse sind im Allgemeinen 12 Schüler im Alter von 12 bis 17 Jahren. In den fünf Jahren bis zum Februar 2018 lernten inklusive der gegenwärtigen Schüler insgesamt 66 Schüler, davon 42 Jungen und 24 Mädchen, in den Lerngruppen der Hugo-Gaudig-Schule. Die Schüler werden ganzjährig vom Schulamt des Bezirks zugewiesen. Kriterium der Zuweisung ist es lediglich, eine gewisse Nationalitätenmischung herzustellen.

Die Zeit in der Willkommensklasse wird nicht auf die Schulbesuchszeit angerechnet. Schulabschlüsse können nicht erworben werden. Anstelle von Zeugnissen erhalten die Lernenden halbjährlich Lernstandsberichte. Voraussetzung für einen Wechsel in eine Regelklasse ist das Erreichen des Sprachniveaus B1 des Europäischen Referenzrahmens.

Der Lernstandsbericht der Hugo-Gaudig-Schule beinhaltet einerseits eine verbale Einschätzung des Sozial- und Arbeitsverhaltens sowie der Fortschritte. Andererseits erhalten die Schüler Kopfnoten in Fleiß, Umgangsformen, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit. Zudem wird das Deutschniveau der Lernenden eingeschätzt und Fehlzeiten erfasst. Des Weiteren erhalten die Lernenden einen Überblick darüber, wie viel Prozent der möglichen Punktzahl sie durchschnittlich in den mündlichen und schriftlichen Tests erreicht haben.

Die Schülerschaft der Willkommensklasse an der Hugo-Gaudig-Schule ist sehr heterogen. Während des laufenden Schuljahres kommen immer wieder neue Schüler ohne Deutschkenntnisse zu der bereits bestehenden Klasse hinzu. Das bedeutet, dass in der Vermittlung von Lerninhalten nicht immer die für den Einzelnen wünschenswerte logische Reihenfolge eingehalten werden kann. Dementsprechend werden Inhalte binnendifferenziert und spiralcurricular unterrichtet und sind somit für die einen Schüler eine Erstbegegnung, für die Anderen eine Wiederholung und Vertiefung. Voraussetzung für erfolgreiches Lernen unter diesen Bedingungen ist ein selbstständiges Lernen. Der Erwerb von Selbstlernkompetenz und das Vorhandensein von Selbstlernmaterialien sind wesentliche Säulen der Arbeit in der Willkommensklasse. Der Schulalltag für die Lernenden in den Willkommensklassen ist stark ritualisiert, um für eventuell traumatisierte Kinder und Jugendliche einen Rahmen der Verlässlichkeit und Konstanz zu schaffen.

Feste Kooperationen bestehen beispielsweise mit dem Gesundheitsamt Mitte, der Johanna-Eck- Schule oder einer Lesepatin. Im Gesundheitsamt Mitte besuchen die Willkommensschüler der Hugo-Gaudig-Schule Veranstaltungen zur sexuellen Gesundheit. Diese Veranstaltung findet getrenntgeschlechtlich statt und dient dem Abbau von Vorurteilen, bestehenden Rollenbildern sowie der Aufklärung. An der Johanna-Eck-Schule legen die Willkommensschüler der Hugo- Gaudig-Schule die B1 Prüfung ab. Zudem werden dort Regelklassen mit unter anderem ehemaligen Willkommensschülern der Hugo-Gaudig-Schule eröffnet. Eine Lesepatin unterstützt und bereichert den Unterricht in den Willkommensklassen zweimal wöchentlich. Sie arbeitet insbesondere mit den Anfängern bzw. den leistungsschwächsten Lernenden zusammen.