Hugo Gaudig (1860-1923)
Kurzbiographie
Hugo Gaudig wurde am 5. Dezember 1860 als Sohn eines Landpfarrers in Stöckey (Harz) geboren. Sieben Jahre lang besuchte er hier die Dorfschule. Noch in seiner letzten, kleinen Schrift „Was der Tag mir brachte“ spricht er von dieser Zeit mit „ihren unauslöschlichen Erinnerungen an seine Lehrer, die als geschlossene Persönlichkeiten hoch angesehen inmitten der Dorfschaft standen“.
Von 1874 bis 1879 war er Schüler des Gymnasiums Nordhausen. Nach bestandenem Abitur studierte er Theologie und Philologie an der Universität Halle, wo er nach der Promotion 1883 und der theologischen Prüfung 1884 ein
Probejahr am Realgymnasium der Franckeschen Stiftungen in Halle absolvierte und anschließend die Facultas Docendi erwarb.
1887 übernahm Gaudig ein Lehramt am Realgymnasium Gera.
1896 folgte er einer Berufung zum Direktor der Höheren Mädchenschule und des Lehrerinnenseminars der Franckeschen Stiftungen nach Halle. Schon hier suchte er nach neuen Wegen in der Pädagogik – „es ging wie ein Frühlingssturm über uns hinweg, als Gaudig kam“, wie eine Schülerin später sagte.
1900 übernahm er schließlich die Leitung der Höheren Mädchenschule und des Lehrerinnenseminars in Leipzig. Die Teilung der Schule 1907 gab ihm die Möglichkeit, mit einem von ihm ausgewählten Kollegium seine pädagogischen Ideen zu verwirklichen. Seine Schule wurde zum „pädagogischen Kraftquell“ für Lehrer aus aller Welt. In zwei pädagogischen Wochen (1921 und 1922) besuchten jeweils etwa 500 Pädagogen die Gaudigschule, die ihnen den gesamten Unterricht öffnete und in Vorträgen und Aussprachen Gelegenheit zur ausführlichen Diskussion gab.
Hugo Gaudig starb am 2. August 1923.
pädagogische Ideen
Hugo Gaudig wollte zur Persönlichkeit zu erziehen und entwickelte einen Unterricht der freien geistigen Tätigkeit, bei dem die Schüler selbsttätig Ziel, Mittel und Arbeitsstufen bestimmen. Große Bedeutung hatte dabei das Einüben der Arbeitsmethoden („der Schüler habe Methode…“), damit der Lehrer in die Rolle des beratenden Helfers und Organisators zurücktreten kann. Geringe Denkanstöße sollten die Schüler zu Diskussionen veranlassen – die Selbstsicherheit seiner Leipziger Schülerinnen im Gespräch über kulturelle und geistige Probleme und die Fähigkeit, sich der Nachschlagewerke, der Lehrbücher und überhaupt der Literatur zu bedienen, waren erstaunlich.
Unsere Schule und Hugo Gaudig
Charlotte Müller, eine bekannte Pädagogin und ehemalige Schülerin Gaudigs, übernahm 1950 die Leitung der damaligen 1. OTZ (Oberschule Technischen Zweiges) in der Boelckestraße. Sie versuchte, die pädagogischen Ideen Gaudigs wieder lebendig werden zu lassen. Auf ihre Initiative hin heißt die Schule seit 1954 Hugo-Gaudig-Schule.